Misterioso by Arne Dahl

Misterioso by Arne Dahl

Autor:Arne Dahl [Dahl, Arne]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-11-14T23:00:00+00:00


18

Die A-Gruppe bekam in ihrer Kampfleitzentrale nichts mit von dem sonnigen Frühlingsmorgen. Dort drinnen war die Stimmung finster.

Hultin kam wie üblich durch die Cheftür herein und warf sein Handy auf den Tisch.

»Falls Norlander sich aus Tallinn meldet«, sagte er, um alle Fragen in der Richtung abzublocken.

Einer rülpste.

Hultin spürte, dass etwas Unseriöses in der Luft lag.

»Also gut. Die Ermittlungen hängen fest. Das sind erfahrene und handverlesene Polizisten wie wir doch gewohnt, oder etwa nicht? Lassen wir uns nicht demoralisieren.«

Der gestrige Tag war in einer Art Katerstimmung vergangen. Ihre Aktivität hatte einen Dämpfer bekommen, sie hatten sich wie in Zeitlupe bewegt.

»Senor Chavez?« leitete Hultin die Runde ein.

Chavez streckte sich.

»Ich arbeite weiter an der MEMAB-Spur. Wenn man das überhaupt eine Spur nennen kann. Aber ich bin ziemlich sicher, dass dort...«

Das Handy klingelte. Hultin ging ran.

»Viggo? Bist du das?«

Ein leises Murmeln ging durch den Raum.

»Wie ist es, in der Maria-Magdalena-Kirche zu singen?« fragte Kerstin Holm.

»Traumhafte Akustik«, sagte Gunnar Nyberg. »Missapapae Marcelli.«

»Göttlich«, sagte Holm verträumt.

»Was hast du da eigentlich auf der Wange?« fragte Chavez.

»Einen Pickel«, sagte Hjelm entnervt.

»Yes«, sagte Hultin und wedelte heftig mit der freien Hand. Es wurde augenblicklich still in der Kampfleitzentrale. Hultin drehte sich um und starrte gegen die Wand, während er noch einmal » Yes« sagte. Danach war er für ein paar Minuten völlig stumm. Obwohl er ihnen den Rücken zuwandte, sahen sie – vielleicht an der Art, wie er sich vornüberbeugte, krümmte –, dass etwas passiert sein musste. Schließlich beendete er das Gespräch mit einem dritten » Yes« und legte das Handy weg. Im selben Moment klickte das kleine Faxgerät auf dem Tisch und begann, ein Blatt Papier auszuspucken. Hultins Miene war konzentriert, aber neutral, während er das Papier hielt, bis die Maschine es endlich freigab. Er las und schloss die Augen.

»Viggo Norlander ist gekreuzigt worden.« Seine Stimme versagte. Eine Sekunde später fuhr er fort: »Die russisch-estnische Mafia hat ihn in einem leerstehenden Haus im schäbigsten Viertel Tallinns an den Fußboden genagelt.«

Sie wechselten Blicke. Die wichtigste Information fehlte noch. Sie wurde im nächsten Moment nachgeliefert.

»Er lebt«, sagte Hultin. »Das war eben Kommissar Kalju Laikmaa von der Tallinner Kriminalpolizei. Norlander hat offensichtlich im Alleingang einen verdammten Feldzug gegen die Mafia gestartet. Laikmaa hat ihn überwachen lassen, weil er so etwas vermutet hatte. Als seine Leute vom sogenannten Kommando K in das Haus eindrangen, lag Viggo bereits eine gute Stunde mit je einem Nagel durch Hände und Füße am Boden. Zu seinem Glück war er bewusstlos. An dem Nagel durch die linke Hand hing diese auf schwedisch abgefasste Nachricht. Ich lese vor: ›An Kriminalinspektor Viggo Norlanders Chef, Stockholm. Wir gehören zu einer Gruppe, die Ihnen unter dem Namen Viktor X bekannt ist. Mit den Morden an Geschäftsleuten in Stockholm haben wir nichts zu tun. Gewaltverbrechen erledigen wir, wie Sie sehen, innerhalb der Grenzen unseres Landes. Sie bekommen Ihren einsamen Rächer ohne einen einzigen gebrochenen Knochen zurück. Wir nageln nur das Fleische Unterzeichnet, Viktor X, und ein PS: ›Wenn Ihre Leute auf diese Weise vorgehen, ist klar, dass der Fall nicht gelöst wird. Trotzdem viel Glück.



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